Montenegro

Montenegro

Montenēgro (serb. Crnagora, türk. Karadagh, d.i. Schwarzer Berg), unabhängiges Fürstentum der Balkanhalbinsel [Karte: Balkanhalbinsel I], 9080 (offiziell 8433) qkm, 227.841 E. Durchaus gebirgig, durch den Fluß Zeta in zwei Gebirgsmassen zerlegt; die westl., die eigentliche Crnagora, wasserarm, 600-1000 m hoch, am Westrande im Lovćen 1759 m hoch; die östl., Brda, eine von tiefen Flußtälern durchzogene, vegetationsreiche Hochebene, mit wilden Gipfeln (Durmitor 2528 m, Kučki Kom 2490 m); die einzige größere Ebene die von Podgorica am See von Skutari. Die Einwohner, Montenegriner (serb. Crnogorci), serb. Stammes, mit albanes. Beimischung, kräftig, kriegerisch und gastfreundlich, auf niedriger Kulturstufe mit patriarchalischer Familienverfassung; Haupterwerbszweig Viehzucht; Ackerbau nur im S. im Zetatal und am Skutarisee entwickelt; Handel (1904): Einfuhr 3,1, Ausfuhr 2,9 Mill. Kronen österr. W.; Telegraphenlinien (1901) 620 km; Industrie unbedeutend, meist in Händen von Ausländern. Konfession griechisch-ortohodox, daneben 12.924 albanes. Katholiken, 10 Protestanten und 13.840 Mohammedaner.

Verfassung. Seit Nov. 1905 ist M. eine konstitutionelle Monarchie. Dem Fürsten stehen 6 Minister und ein Staatsrat von 3 Mitgliedern zur Seite. Budget (1902) ca. 1,76 Mill. Kronen. Wehrpflicht vom 18 bis 60. Lebensjahre. Armee im Frieden je zwei Lehrbataillone und Lehrbatterien. Zahl der ausgebildeten Mannschaften rund 35.000 Mann Infanterie und 900 Artillerie. Wappen: silberner Doppeladler im roten Felde, über seinen Köpfen goldene Krone mit Kreuz; auf der Brust Schild mit goldenem Löwen in Blau [Abb. 1191]; Landesfarben: weiß, blau und rot; Flagge: rot-blau-weiß [Tafel: Flaggen]; Orden: Daniloorden, Hausorden des heil. Peter. Hauptstadt Cetinje.

Geschichte. M. war als Fürstentum Zeta bis 1389 von Serbien abhängig; seitdem hatte sowohl die bis 1421 herrschende Dynastie Balšić als die neue des Stefan Crnojević ihre Unabhängigkeit unaufhörlich gegen die Türken zu verteidigen. 1516 ward M. in einen theokratischen Staat unter dem Vladika (Bischof) verwandelt, der fast unabhängig von den Türken war. Mit dem Vladika Danilo Petrovič Njeguš (Njegusch) kam 1697 die gegenwärtige Dynastie zur Regierung, unter der ebenfalls siegreiche Kriege gegen die Türkei geführt und M. durch Danilo (1851-60) wieder ein Fürstentum wurde. Dessen Nachfolger Fürst Nikola I. (s.d.) bestand 1861-62 glücklich einen Krieg gegen die Türkei, erhielt durch seine Beteiligung am Serb. Kriege 1876 und am Russ.-Türk. Kriege 1877/78 im Berliner Vertrag 1878 bedeutende Gebietsvergrößerung und Anerkennung seiner vollen Unabhängigkeit. 1880 erhielt M. Dulcigno für Gusinje. Seitdem folgten eine Reihe von Reformen (1888 Zivilkodex, deutsch 1893); Nov. 1905 gab der Fürst eine Verfassung und ordnete freie Deputiertenwahlen an. – Vgl. Schwarz (2. Aufl. 1888), Dučíć (serb., 2. Aufl. 1893), Hassert (1893, 1894 u. 1895), L. Passarge (1904); Geschichte von Coquelle (franz., 1895).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Montenegro — • A kingdom in the Balkan Peninsula, on the east coast of the Adriatic Sea; the territory was in ancient times a portion of the Roman province of Dalmatia Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. Montenegro     Montenegro …   Catholic encyclopedia

  • MONTÉNÉGRO — MONTÉNÉGR Avec 13 812 kilomètres carrés, la république du Monténégro était la plus petite des républiques de la Fédération yougoslave créée en 1945 (5,4 p. 100 du territoire yougoslave), une des plus pauvres et la moins peuplée (44 hab./km2 en… …   Encyclopédie Universelle

  • Montenegro — (Col.) m. Especie de *jardín. * * * La República de Montenegro (en serbio:Crna Gora/Црна Гора, cuyo significado es Montaña Negra) es una pequeña república montañosa situada en los Balcanes, a orillas del mar Adriático. Según su Carta Magna, la… …   Enciclopedia Universal

  • Montenegro — Monténégro (homonymie) Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom.  Brésil Montenegro est une municipalité de l État du …   Wikipédia en Français

  • Montenegro — (serb. Crnagora, spr. zrnagōra, türk. Karadagh, »schwarzes [d.h. wildes, ungastliches] Gebirge«), unabhängiges slaw. Fürstentum am Adriatischen Meer, zwischen der Südspitze Dalmatiens, der Herzegowina, Altserbien und Albanien (s. Karte »Bosnien… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Montenegro — Mon*te ne gro, n. A former country bordering on the Adriatic Sea; now part of Yugoslavia [syn: [Montenegro], [Crna Gora]]WordNet 1.7] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Montenegro — [mänt΄ə nē′grō, mänt΄əneg′rō] constituent republic of S Serbia and Montenegro: formerly a kingdom: 5,333 sq mi (13,812 sq km); pop. 615,000; cap. Podgorica Montenegrin [mon΄te ne′grin] adj., n …   English World dictionary

  • Montenēgro — (slawisch Cernagora, türkisch Karadagh, d.i. Schwarzes Gebirge), eine Gebirgslandschaft an der dalmatischen Küste, östlich von Cattaro, von Zweigen der Dinarischen Alpen durchzogen u. umwallt. Das Land gleicht einer abgeschlossenen, schwer… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Montenegro — Montenegro. Die einzige Eisenbahn dieses Landes geht von Vir (am Skutarisee) nach (Bar) dem Hafen von Antivari. Sie ist rd. 42 km lang. Diese von der italienischen Gesellschaft »Compagnia di Antivari« 1908 erbaute Strecke ist eine Lokalbahn (75… …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

  • Montenegro — Montenegro, d.h. schwarzer Berg, Cèrnagora, unabhängiges Gebirgsland in der europ. Türkei, gewöhnlich zum Sandschak Skutari gerechnet, ist jetzt ein von den europ. Mächten anerkanntes Fürstenthum zwischen Dalmatien, der Herzegowina, Bosnien und… …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”